Mediation

  1. Die Mediation
  2. Die Mediation folgt sechs Prinzipien:
  3. Ziele der Mediation
  4. Wo ist die Mediation einsetzbar?
  5. Typische Anwendungsgebiet der Mediation
  6. Die Durchführung eines Mediationsverfahrens ist insbesondere sinnvoll, wenn

1. Die Mediation

Die Mediation ist ein Verfahren, keine Institution wie das Schiedsgericht, die Gütestelle, die Schlichtungsstelle oder ähnliches.

Die Mediation entwickelte sich aus der Praxis der außergerichtlichen Konfliktregelung. Sie vereinigt dabei Ansätze der Konflikt- und der Verhandlungsforschung, des psychologischen Problemlösens, der Psychotherapie sowie der Systemischen Therapie. Des Weiteren sind auch Erkenntnisse aus den Fachgebieten Konflikt- und Kommunikationswissenschaft und der humanistischen Psychologie integriert worden, so dass die Grundlagen der Mediation interdisziplinäre Quellen haben.

Mediatoren sind grundsätzlich nicht verantwortlich für das Verhandlungsergebnis oder die angestrebte Vereinbarung. Vielmehr schaffen diese einen gesicherten Rahmen, innerhalb dessen die Parteien so kommunizieren können, dass eine Eskalation des Konfliktes vermieden und eine Konfliktregelung gefunden werden kann.

2. Die Mediation folgt sechs Prinzipien:

  • Allparteilichkeit / Unabhängigkeit des Mediators; Mediatoren haben keine Entscheidungsgewalt im Hinblick auf den Streitgegenstand, sie sind weder Richter noch Schlichter; aufgrund Ihrer Allparteilichkeit führen Mediatoren keine Rechtsberatung durch,
  • direkte Kommunikation und Selbstverantwortlichkeit der Parteien,
  • Autonomie: die Parteien bestimmen Anfang und Ende der Mediation,
  • Vertraulichkeit und Nicht-Öffentlichkeit; informelle / außergerichtliche Konfliktbearbeitung, flexible Verfahrensgestaltung,
  • Ergebnisoffenheit der Verhandlungen und Konsensorientierung,
  • interessensgerechte und zukunftsgerichtete Regelung / Lösung des Konflikts (sog. win-win-Situation),

Ein Mediationsverfahren ist grundsätzlich zukunftsorientiert. Folglich geht es nicht um Schuldzuweisung und Verantwortlichkeit, sondern um die Struktur des Konfliktes als ergebnisoffene Ausgangslage. Es wird nicht wie in einem Gerichtsverfahren die Vergangenheit, d.h. die Geschichte eines Konfliktes, die persönlichen Verantwortlichkeit hinsichtlich seiner Entstehung, sowie seiner Eskalation rekonstruiert und im Streitverfahren eine Entscheidung im Rückblick auf die damalige Situation herbeiführt, sondern aus der Gegenwart eine tragfähige zukunftsorientierte, gestalterische Regelung des Konflikts oder Problemfeldes zu gewinnen gesucht.

Die Mediation leitet die Beteiligten an, die gegenwärtige Situation nicht ausschließlich aus der Vergangenheit heraus zu interpretieren und zu gestalten, sondern außerhalb des Vergangenheit-Gegenwart-Zukunftzeitmodells zu fragen, was als konstruktive Lösung, als Ziele oder als Vision möglich ist.

3. Ziele der Mediation

Die Mediation kann für die Konfliktparteien auch gemeinsame Ziele verwirklichen, z. B.

  • diskrete Regelung von Vermögensfragen / Unterhaltsfragen bei einer Scheidung
  • beidseitige Kindeserziehung / gemeinsames Sorgerecht trotz Trennung der Eltern
  • Berücksichtigung von Interessenlagen / Geschäftsbeziehungen, die in einem Zivilprozess unberücksichtigt oder zerstört würden
  • Reduzierung der Verfahrenskosten und der Konfliktfolgekosten
  • Fortsetzung einer Kooperation zweier Unternehmen
  • Möglichkeit eines unbürokratischen und flexiblen Verfahrens
  • Schonung personeller und betrieblicher Ressourcen
  • keine Öffentlichkeit durch Berichte in den Massenmedien.

4. Wo ist die Mediation einsetzbar?

Die Mediation ist universell für Konflikte zwischen Nachbarn, Ehe-, Geschäfts- oder anderen Partnern und Gesellschaftern, in Familien und Lebensgemeinschaften, am Arbeitsplatz, zwischen Unternehmen, im Handel und Straßenverkehr, zwischen Kollegen und Unternehmen, zwischen Mietern und Vermietern geeignet.

Konflikte resultieren häufig aus nicht geführter Kommunikation, nicht erfüllten Erwartungen, vereitelten Absichten, welche durch unterschiedliche Wahrnehmungen, Missverständnisse oder - oft nur vermeintlich - unterschiedliche Interessen verursachen. Vielfach sind die Betroffenen wissentlich oder unwissentlich der Historie des Konflikts, der Konfliktstruktur und der persönlichen Betroffenheit derartig verhaftet, dass sie einen Streit nicht mehr lösen können. Wenn dieser dann in einen Rechtsstreit mündet, haben sich die Parteien weitgehend der Kontrolle über das Verfahren und dessen Ergebnis begeben. Das gerichtliche Verfahren kostet Zeit, Geld und Nerven. Die Mediation kann zu schnellen kostengünstigen Lösungen führen.

Aufgrund ihrer interdisziplinären Kompetenzen sind Mediatoren in der Lage, den Dialog zwischen den Konfliktpartnern zu fördern, um einen Konsens, eine einvernehmliche Regelung oder Lösung zu finden, bei der beide / alle Parteien „gewinnen“ können. Dies führt in aller Regel zu einer nachhaltigen Zufriedenheit der Parteien.

5. Typische Anwendungsgebiet der Mediation

Die Methode der konstruktiven Konfliktlösung durch Mediation kann bei Konflikten im

  • Unternehmens- und Wirtschaftsbereich
    • Konflikte zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern
    • Vorgesetzten und Mitarbeitern
    • Geschäftsleitung und Betriebs- / Personalrat
    • zwischen Partnern / Gesellschaftern / Eigentümern, z. B. zur Regelung der Unternehmensnachfolge (insb. in Familienunternehmen)
    • zwischen Abteilungen/Arbeitseinheiten
    • bei konzerninternen Konflikte aufgrund Fusionen, Übernahmen, Umstrukturierungen
    • zwischen Geschäftspartnern, bei Konflikten zwischen Herstellern, Handwerkern, Händlern, Auftragsnehmer einerseits und Verbrauchern, Kunden und Klienten andererseits
  • im Privatbereich
    • zwischen (sich trennenden) Ehepartnern sowie in anderen Familien- und Generationenkonflikten
    • in Unfällen mit Sach- und Personenschäden
    • im Mieter / Vermieter-Verhältnis
    • in Erbschaftsauseinandersetzungen
    • in Nachbarschaftsstreitigkeiten oder sogar zwischen Opfer und Täter einer Straftat.

6. Die Durchführung eines Mediationsverfahrens ist insbesondere sinnvoll, wenn:

  • die Auseinandersetzungen sehr komplex und verworren sind
  • zwischen den Parteien “nichts mehr geht”, der Gesprächsfaden abgerissen ist
  • der Konflikt stark emotionalisiert ist
  • auf einen zukünftigen Kontakt oder eine Zusammenarbeit nicht verzichtet werden kann
  • eine schnelle Lösung gefunden werden muss
  • größtmögliche Vertraulichkeit gewahrt werden soll
  • die Kosten niedrig gehalten werden sollen.

Mediation ist nach ihrer historischen Entwicklung und Grundkonzeption eine Alternative zu einem gerichtlichen Streitverfahren. Der Rechtsweg ist aber im Falle eines Scheiterns nicht ausgeschlossen.